Ehrenfeld (äs). Hoch hinaus ging es an diesem Schulvormittag für die Erst- und Viertklässler der Wilhelm-Leyendecker-Schule. Statt Mathematik, Deutsch und Grammatik standen für die Schüler Klettern, eine Fahrt mit der Seilrutsche sowie Mut, Selbstvertrauen und Teamgeist auf dem Stundenplan. Drei Tage lang konnten die Schüler in Gruppen im Rahmen des aktuellen Projekts des Bürgerzentrums Ehrenfeld (Büze) „Ehrenfeld: gerechter stärker“ an verschiedenen Kletterstationen ihre Grenzen austesten und Selbstbewusstsein erlangen.
„Das Projekt zielt individuell auf eine Stärkung des Selbstbewusstseins der Kinder, die Erfahrung der eigenen Fähigkeiten und Grenzen sowie die Verbesserung des Gruppenzusammenhalts ab“, beschreibt David Schlagwein vom Büze das Projekt. „Mit Sport werden den Kindern soziale Kompetenzen vermittelt und friedliche Konfliktlösungsstrategien praxisnah erprobt.“ Dass das etwas andere Schulfach, Klettern und Rutschen, bei den Schülern gut ankam, zeigte sich dann auch promt. „Das Klettern hat echt Spaß gemacht. Angst hatte ich keine. Meine Lehrerin und die anderen Kinder haben mich ja gesichert“, strahlt die neunjährige Elissa stolz und hakt den Karabinerhaken, der sie auf der wackeligen Strickleiter gesichert hat, aus. „Du bist eine richtige Kletterkönigin. Zehn Meter an einer Strickleiter hoch in einen Baum zu klettern, ist ungeheuer mutig“, lobt Schulleiter Peter Kremer. Ob sie hochhinauf ins Blätterwerk des Ahorns klettern oder lieber erst einmal mit der Seilrutsche drei Meter über dem Schulhof sausen wollten, konnten sich die Kinder selbst aussuchen.
Insgesamt drei unterschiedliche Kletterstationen hatte Bergführer Arudji Veloz Mata von der Kletterschule Chimborazo auf dem Schulhof aufgebaut. „Ich freue mich sehr, dass unsere Schüler an diesem tollen Projekt teilnehmen dürfen. Gerade beim Klettern können sie ihre eigenen Grenzen austesten, sich etwas trauen. Sie lernen, ihren Mitschülern, die sie sichern, zu vertrauen und erleben, dass sie als Einzelner und auch als Gruppe was leisten können. Das Klettern und die Seilrutsche geben den Kindern die Möglichkeit, sich als Persönlichkeit wahrzunehmen und das gute Gefühl: „Ich traue mich etwas!“ kommentierte Schulleiter Peter Kremer. „Gerade in der heutigen Zeit, in der Mobbing und Verrohung einem überall begegnen, ist es wichtig, die Schüler darin zu unterstützen, ihre eigenen Stärken herauszufinden, diese zu fördern und sie selbstbewusst zu machen. Dabei sollen unsere Schüler keine „Ellenbogenkinder“ werden. Tugenden wie Freundlichkeit, Hilfsbereitschaft, Zuverlässigkeit, Pünktlichkeit und Ehrlichkeit sind Säulen unseres pädagogischen Konzeptes und erleichtern den jungen Menschen später den Einstieg in die Berufswelt.“ Rund 1.200 Euro stellte das Bürgerzentrum für das Projekt zur Verfügung. Die Mittel dazu stammten aus dem Projekttopf „NRW hält zusammen“ des Ministeriums für Arbeit, Integration und Soziales des Landes Nordrhein-Westfalen.
Kölner Wochenspiegel vom 30.11.16